Individuation


In dieser umfangreichen Buchveröffentlichung geht es in der Hauptsache um eine detaillierte Interpretation von Hofmannsthals wunderbarer Märchenerzählung „Frau ohne Schatten“ in tiefenpsychologisch-pädagogischer Absicht; also unter Zuhilfenahme von Carl Gustav Jungs Individuationsidee, die es ermöglicht, den vom Dichter vorbildhaft gestalteten Schicksalsweg der Frau ohne Schatten als Bildungsanspruch an den Menschen der Gegenwart aufzufassen, dem es nach dieser Deutung ob der verheerenden Hypertrophie seines Geist- und Machtwillens ebenfalls um die Aneignung des Schattens, also der körperlich-erdhaften Seite der menschlichen Existenz zu tun sein müsste.

Mit den Gestalten des Märchens, dem Geisterfürsten Keikobad, seiner Tochter, der Kaiserin, und dem Kaiser, den Geistfiguren, sowie den irdisch-leibhaftigen Figuren von Färber und Färbersfrau – bewusst der Quaternio der „Zauberflöte“ nachgebildet: Männlichkeit/Weiblichkeit oben und Männlichkeit/Weiblichkeit unten, wie ebenfalls in Hofmannsthals Libretto zur gleichnamigen Oper von Richard Strauss – und ihrem ineinander verflochtenen Schicksal wäre nämlich in der Deutungsperspektive von Jungs Individuationsidee (Aneignung von Schatten und Animus/Anima zur Vervollständigung des Selbst) vom Dichter in Bildern und Sinnbildern eine befreiende Wünschbarkeit des Menschenwesens zu zukünftiger Verlebendigung empfohlen worden. Im Vermächtnis der großen Dichtung, worin das Menschenschicksal von Leben, Liebe und Tod faszinierende Gestalt gewonnen hat, wäre auf diese Weise dem Möglichkeitssinn für das eigene höhere Selbst eine anspruchsvolle Ermutigung geschenkt worden.

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